Platz 1 = Claw Graves aus Gryffindor!
„Ihr wollt WAS?“ Harry traute seinen Ohren nicht. „Dich begleiten. Dir helfen, deine Schulsachen zu besorgen. Damit du nicht alles alleine schleppen musst“, antwortete Onkel Vernon. „Außerdem wollen wir uns mal anschauen, wo du dich so herumtreibst, damit wir uns mal besser darüber unterhalten können.“ Harry war sprachlos. Er konnte einfach nicht fassen, was er da gerade gehört hatte. Aber Onkel Vernon meinte es tatsächlich ernst, und so saßen er und Harry eine halbe Stunde später zusammen mit Tante Petunia und Dudley im Auto und fuhren nach London, nachdem Harry ihm auf der Karte gezeigt hatte, in welcher Gegend sich der „Tropfende Kessel“ befand.
Nachdem sie den Wagen geparkt und die kleine Kneipe durchquert hatten, zog Harry seinen Zauberstab, um den Torbogen zu öffnen. Die Dursleys rissen die Augen auf, als sie durch die Öffnung in der Mauer traten. Harry musste sich ein Lachen verkneifen. „Willkommen in der Winkelgasse“, sagte er stattdessen. Dann ergänzte er: „Ich muss erst mal Geld holen, danach können wir meine Sachen besorgen.“
Während sie auf dem Weg zur Bank an den verschiedenen Geschäften vorbeischlenderten, erzählte Harry den interessiert zuhörenden Dursleys, wie er im ersten Jahr seine Eule und seinen Zauberstab bekommen hatte, wie er zu seinem ersten Besen gekommen war und wie er zum Gleis neundreiviertel gelangt war. Als sie vor Gringotts ankamen, zeigte sich Onkel Vernon von dem Gebäude äußerst beeindruckt. Dudley wich scheu etwas vor dem Kobold am Eingang zurück, folgte dann aber seinen Eltern in die Halle. Tante Petunia brach in Begeisterung aus: „Oooh, das ist ja herrlich hier. Harry, das hättest du uns schon früher mal zeigen müssen.“
Mit hinunter zum Verlies wollte allerdings keiner, sondern die drei warteten dort, bis Harry mit seinem wohl gefüllten Geldbeutel zurückkehrte. Zwischenzeitlich hatten auch die Dursleys ein wenig Geld umgetauscht. „Na, dann also los“, sagte Onkel Vernon munter. „Gehen wir einkaufen.“
Während Harry einen neuen Umhang, einige Zaubertrankzutaten und seine Bücher besorgte, verteilten sich die Dursleys jeweils im Laden, um sich Einzelheiten anzuschauen. Auch in einigen der übrigen Geschäfte wollte sich Tante Petunia gern noch umsehen. Onkel Vernon, der sich Harrys Pakete unter den Arm geklemmt hatte, ließ sich von ihm die Magischen Geschöpfe in der Menagerie zeigen. Und Dudley, der in der Buchhandlung herum gestöbert hatte wie sonst in einem Süßwarengeschäft, fragte Harry im Quidditchladen über den Zauberersport aus. Dann beschlossen sie, vor der Heimfahrt noch eine kleine Stärkung zu sich zu nehmen.
Für Harry stand die Welt auf dem Kopf. Sie saßen alle zusammen gut gelaunt draußen vor Fortescues Eissalon. Tante Petunia hatte sich einen Hexenhut gekauft, Onkel Vernon redete immer noch fasziniert von den Tierwesen in der Magischen Menagerie und Dudley war so in ein Buch vertieft, dass er sogar seinen Eisbecher völlig vergaß.
Dann war es plötzlich vorbei. Ein lautes Poltern und Onkel Vernons Fluchen ließen Harry hochschrecken. Es dauerte ein paar Augenblicke, bis er begriff, wo er war. Er lag in seinem Bett im Ligusterweg. Da draußen auf dem Flur schimpfte Onkel Vernon, weil er auf dem Weg zur Toilette über ein Spielzeug gestolpert war, das Dudley hatte liegen lassen. Beruhigt ließ Harry sich zurück aufs Kissen sinken. Der Ausflug in die Winkelgasse war nur ein Traum gewesen. Es war alles beim Alten. Es war alles, wie er es kannte.
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Platz 2 = Hogwartskatze aus Hufflepuff!
Die Dursleys waren stolz, wirklich, wirklich stolz darauf, normal zu sein. Ginge es nach ihnen, müssten alle anderen in Häusern leben, die wie das ihre aussehen, sich kleiden, wie sie es tun und selbstverständlich in einem gut anerkannten Beruf arbeiten.
ABER: Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt.
Und so – niemand kann sich erklären wie – landeten die Dursleys plötzlich in der Winkelgasse. Ebensogut hätten sie auf einen fremden Stern landen können, so wenig normal, so ganz und gar undursleyhaft war alles, wirklich alles um sie herum. Das heißt, hier waren sie es, die unnormal waren. Aber das sagte ihnen keiner, das ließ niemand sie auch nur annähernd spüren.
Vernon jedenfalls schimpfte die ganze Zeit vor sich hin, zeigte naserümpfend auf dies, betrachtete abfällig das und versuchte kopfschüttelnd den vielen Zauberern und Hexen, die ihnen begegneten auszuweichen. Was angesichts des Gedränges ebenso erfolglos war, als ob er mit den Bohrern, die in seiner Fabrik hergestellt wurden, versuchte hätte, ein Loch in einen Wasserfall zu bohren. Und er hatte Angst, aber da würde er nie zugeben. Petunia fühlte sich auch sehr unbehaglich, und doch konnte sie sich einer gewissen Faszinination nicht erwehren. Dies war ja Teil der Welt, in der ihre Schwester Lily gelebt hatte. Lily, die sie immer geliebt hatte, auch wenn diese Liebe unter Neid und auch Angst vor all dem Neuen, Andersartigen begraben war.
Dudley hatte den ersten Schreck am schnellsten überwunden, zunehmend interessiert blickte er sich um. Fernseher waren nicht zu sehen, Computer auch nicht. Aber vielleicht gab es ja irgendwelche Kräuter, die ihn beim Boxen unbesiegbar machen konnten. Und die selbstverständlich niemandem auffielen. Vielleicht gab es neue, noch unbekannte Leckereien. Oder solche, mit denen er seinen Kumpels Streiche spielen konnte (er erinnerte sich noch deutlich an dieses Toffee und an dessen Folgen) Oder ein Mittel, die lästigen Schulhausaufgaben in Sekundenschnelle zu erledigen. Auch in den schwersten Klassenarbeiten und Prüfungen nur noch Spitzennoten zu bekommen. Alle würden ihn für ein Genie halten. Im Moment war er jedoch noch weit vom Genie entfernt, er hatte noch nicht einmal gemerkt, dass er mit seinem üppigen Taschengeld, das er in hübschen Münzen und Scheinen in britischen Pfund bei sich hatte, nichts, aber auch gar nichts kaufen konnte, sondern Galleonen brauchte. Schließlich deutete einer der Straßenverkäufer auf ein großes schneeweißes Gebäude und murmelte: „geh zur Bank, Muggel, geh einfach zur Bank“
Petunia drückte sich so eng an Vernon, als ob sie in ihn hineinkriechen wollte, als die Dursleys vor den Kobolden standen. Dieser schien das Sprechen verlernt zu haben, alles was er raus brachte. war Hmwinbelmimbel“ „Muggel“ stöhnt der Kobold genervt. „warum kommen die eigentlich IMMER zu mir“ „Die Herrschaften wünschen?“ wandte er sich dann an die Dursleys. Wieder war es Dudley der sich am schnellsten fasste: „Können wir hier Galeeren bekommen?“ „GALEEREN?“ donnerte der Kobold. „GALEEREN???“ „Naja, Geld. Um hier einzukaufen. „Galleonen sind das, junger Muggel, GALLEONEN“ „Ja. Sir, können wir hier also bitte Galleonen bekommen?“ Petunia, grade noch verängstigt, schwoll vor Stolz an. Ihr kleiner Duddymatz, wie er doch diese Situation meisterte. Nun, die Dursleys bekamen Galleonen und Vernons gemurmeltes „Humbug“ ging im Gekichere der Kobolde unter. Galeeren, also wirklich.
„Duddy-Schatz, was möchtest du denn zuerst kaufen“ fragte Petunia. „Oooch ich schau mal in die Geschäfte“ . Und schon war Dudley in einem Laden, dessen Schaufenster Leckreien zu versprechen schien. Er hatte Glück, es waren wirklich nur Leckereien. Im nächsten Geschäft sah das allerdings schon anders aus, denn die Dursleys waren in der Magischen Menagerie gelandet. Eine Eule schrie, die Dursleys purzelten vor Schreck ineinander und rissen ein großes Terrarium um, in dem Kröten auf neue Besitzer gewartet hatten. Der Ladenbesitzer begann zu schimpfen, und mit ihm sämtliche Tiere. Es war ohrenbetäubend. Und die Dursleys flohen. Und kamen direkt vor einem Buchladen zu stehen. Da Bücher weder zu schreien noch Menschen anzuspringen pflegen – glaubten jedenfalls, die Dursleys – wagten sie sich hinein. Pech nur, dass es kurz vor Schuljahresbeginn war. Und somit sehr viele Zauberschüler ihre Bücher kaufen wollten. So voll war es, dass die Dursley minutenlang keinen Schritt vor, keinen zurück machen konnten. Neugierig öffnete Dudley das nächst erreichbare Buch, sah die Worte Wingardium Leviosa. Eine kleine Zeichnung zeigte Wutschen und Schnipsen. Dudley machte die Bewegung mit der Hand nach sprach die Worte – falsch betont natürlich – nach. Vielleicht war es einfach die hier herrschende Magie, vielleicht hatte Dudley im Gedränge unbemerkt irgend einen Zauberstab berührt Jedenfalls schepperte es plötzlich von irgendwo und eine großes Plakat krachte auf die wartende Menge herunter. Es entstand ein beträchtliches Durcheinander – und schon wieder flohen sie, die Dursley. Vernon wie ein Rammbock voran.
Längst hatten sie die Orientierung verloren, als sie schließlich vor dem Laden von Ollivander landeten. Auch wenn er es nie zugegeben hätte, einen Zauberstab hätte Dudley nur zu gerne gehabt. So betrat er, gefolgt von seinen Eltern, den dunklen Laden. Niemand war zu sehen und so nahm sich Dudley eine der langen Schachteln, die sich dort überall stapelten. Nahm den Zauberstab heraus, erinnerte sich an dieses Wutschen und Wedeln, fuchtelte aufs Geratewohl in der Luft herum. Stapelweise sprangen nun die langen Schachteln, in alle Richtungen, rissen andere mit. „Immobilus“ schrie da eine Stimme und die Schachtel und die Zauberstäbe blieben in der Luft hängen. Ein wütender alter Mann stieß die Dursleys aus dem Laden.
Die hatten nun endgültig genug. Sie stürmten davon, fluchend, Zauberer und Hexen weg stoßend, tretend, und boxend. Dass dadurch volle Stände umgerissen und umgestoßen wurden, bekamen sie nicht mit und wenn, es hätte sie nicht interessiert, eine blamable Bande blindwütiger Brüllaffen wäre ein Schmetterlingsreigen gewesen dagegen. Einer der Zauberer öffnete rasch den Durchgang in der Mauer und schleuderte die Dursley wütend in den Hof hinter dem „Tropfenden Kessel“ scheuchte sie durch den Schankraum hinaus auf die Straße.
Dort standen sie nun, die einst so stolzen Dursleys, bedeckt mit allerlei undefinierbarem schleimigen Zeug, erschöpft und zerzaust. Und, jedenfalls was Petunia und Dudley betraf, mit einer leisen, sehr leisen Ahnung, dass sie eben doch nicht die Größen waren. Oder doch wenigstens der Erkenntnis, dass alles relativ ist. Auch das, was bisher normal erschien.