Werwolfspiel mit überraschender Wendung
Perse, Hermine, Lexie, Inuky, Dylan, Zehir, Martin Smith (Name aus Datenschutzgründen vom Verfasser geändert) und ich haben uns verabredet, um mal wieder Werwolf zu spielen. Um das Ganze ein wenig realistischer zu machen, haben wir entschieden, uns im Dämmerlicht des Wintertages, nach dem Abendessen, auf dem Schlossgelände zu treffen und dort zu spielen. Wir wollten es ein wenig gruseliger haben. Da wir alle aus verschiedenen Häusern kommen, trafen wir uns erst vor dem Schloss. Schließlich mussten wir uns heimlich rausschleichen, unsere Schulleiter durften uns nicht erwischen. Um diese Zeit sollten wir ja alle bereits in unseren Gemeinschaftsräumen sein und uns auf die nächsten Prüfungen vorbereiten. Es ist uns aber gelungen, unbemerkt das Schloss zu verlassen. Schon auf dem Weg an den Waldrand, wo wir spielen wollten, hat Zehir uns mit seinen Horrorgeschichten eine Gänsehaut verschafft. Schließlich und endlich erreichten wir unser Ziel, natürlich weit entfernt von Hagrids Hütte und fingen an, zu spielen, Dylan hatte die Spielleitung. In der ersten Runde waren Lexie und ich die Werwölfe, wir wurden aber recht schnell enttarnt und zur Freude von Zehir „getötet“. In der zweiten Runde war ich der Bürger und Jäger, Lexie war wieder ein Werwolf, konnte jedoch ebenfalls wieder recht schnell enttarnt werden und schied aus. In der Folge wurden zwei unschuldige Bürger „getötet“, jedoch der Werwolf nicht enttarnt. Es waren nur noch Perse, Hermine, Martin und ich übrig, als es passierte. Auf einmal ging der Mond auf, es war Vollmond, wobei ich mir da nicht viel bei gedacht habe, es war halt heller nun und wir konnten uns besser sehen. Doch ich schaute plötzlich zu Martin hinüber, mit dem eine erschreckende Wandlung vor sich ging. Er lag auf dem Boden, krümmte sich, wie vor Schmerzen und schrie:“Ich hab es vergessen, ich hab es vergessen...!“ Der Rest dessen, was er sagen bzw. schreien wollte, ging in tierischen unartikulierbaren Lauten unter. In der Zwischenzeit lag er nicht mehr, sondern stand auf Händen und Füßen vor uns, es schüttelte ihn wie bei einem epileptischen Anfall. Und die Haare auf seinem Kopf wuchsen unaufhaltsam und bedeckten immer mehr seines Körpers. Wir anderen starrten wie erstarrt auf ihn, unfähig uns zu rühren oder etwas zu sagen. Auf einmal höre ich Inuky schreien:“LAUFT, LAUFT, Martin ist ein Werwolf, er verwandelt sich!“ Als ob wir auf dieses Kommando gewartet hätten, liefen wir alle gleichzeitig los, doch bis zum Schloss war es viel zu weit, das würden wir niemals schaffen, bevor Martins Verwandlung abgeschlossen wäre. „Zur Peitschenden Weide, schnell!“ rief ich den anderen zu und wir liefen alle zur Peitschenden Weide. Dort angekommen, hielten wir inne, wie jetzt in den Geheimgang eindringen? Die Weide wollte uns nicht durchlassen und einen langen Stock, um auf den bekannten Astknoten zu drücken hatte keiner von uns. Schon glaubte ich in meinem Nacken den Atem von Martin zu spüren, als aus dem Verbotenen Wald das Heulen eines Wolfes erklang. Der Werwolf hielt inne und lauschte und ich hatte Gelegenheit, einen Stein aufzuheben. Ohne groß nachzudenken, warf ich den Stein in Richtung Peitschende Weide und zum Glück habe ich genau den Astknoten getroffen und die Weide blieb still stehen. So schnell wir nur konnten, rannten wir auf den Geheimgang zu und erreichten ihn gerade noch. Zehir war der letzte und er schwörte uns, dass er noch an seinen Füßen die Bewegungen der Äste gespürt hatte, als die Weide sich wieder in Bewegung setzte. Nichts desto Trotz waren wir nun in Sicherheit. Wir begaben uns durch den Geheimgang in die Heulende Hütte. Schwer atmend setzten wir uns erst einmal hin, um zu verschnaufen. Ich dachte bei mir, was für ein Gedanke, so jemanden in unserer Schule aufzunehmen. Ich meine, natürlich kannte ich, wie alle anderen, die Geschichte von Remus Lupin, aber das war doch etwas völlig anderes. Wie konnte Martin nur so unverantwortlich sein und es vergessen. Wobei ich immer noch nicht weiß, was er vergessen hatte. Inuky sprach aus, was ich dachte: “Wie kann er nur? Wie kann er nur mit uns hier draußen herumlaufen, obwohl doch Vollmond ist? Er muss doch wissen, dass das für uns lebensgefährlich ist.“ Ich konnte nicht anders, als Inuky aus vollstem Herzen zuzustimmen. „Mir tut er leid“, meinte Lexie. „Glaubt ihr, er fliegt jetzt von der Schule?“ Ich konnte nur mit den Schultern zucken. Aber sicherlich wusste die Schulleitung Bescheid über seinen Zustand. Und zumindest erklärte es seine häufige Abwesenheit vom Unterricht, also jeden Monat einmal. In der Ferne konnten wir wieder einen Wolf heulen hören. „Wir müssen über Nacht hierbleiben“, sagte Zehir. „Selbst wenn wir über Hogsmeade zum Schloss gehen, könnte er uns begegnen.“ Wir anderen stimmten ihm zu, noch eine Begegnung mit einem Werwolf brauchte wohl keiner von uns mehr. Wir machten es uns also mehr oder weniger in der Hütte gemütlich und versuchten, zu schlafen, was keinem von uns wirklich gelang.
Am nächsten Morgen gingen wir wieder zur Schule zurück und natürlich war unsere Abwesenheit nicht unentdeckt geblieben. Ebenso natürlich hagelte es Strafarbeiten für uns alle. Mysty rief uns noch in ihr Büro, um uns erstens die Leviten zu lesen für den Regelverstoß und uns zweitens zum Schweigen zu verpflichten. Sie sicherte uns zu, dass so etwas nie wieder passieren würde. Der Vorfall konnte nur passieren, weil Madame Pomfrey kurzfristig krank wurde und Martin deshalb nicht daran erinnert hat, seinen Wolfsbanntrank einzunehmen. Wir wussten ja alle, wie vergesslich Martin ist und daher überraschte uns diese Erklärung nicht. Mysty wollte von nun an, selber dafür sorgen, dass Martin seinen Trank nahm, um dadurch völlig ungefährlich für die Schüler zu sein.
Nachdem er aus der Krankenstation entlassen wurde, ging Martin uns anderen recht auffällig aus dem Weg. Doch wir hatten uns abgesprochen und passten ihn bei der nächstbesten Gelegenheit ab. Er wollte soeben den Mund aufmachen, um sich zu entschuldigen, da kam Dylan ihm zuvor: „Vergiss es einfach, ok? Du warst nicht du selbst und in Zukunft werden wir mit dir darauf achten, wann Vollmond ist.“ Wir anderen bestätigten diese Worte durch zustimmendes Nicken. Martin schaute erst ungläubig von einem zum anderen, dann jedoch strahlte er über das ganze Gesicht. Wir sind alle immer noch befreundet, allerdings haben wir uns stillschweigend darauf geeinigt, dass wir nie wieder Werwolf spielen werden.